Der Ministerrat der EU-Außenminister in Würzburg?! Europapolitik an der Franz-Oberthür-Schule

Am Dienstag, den 19.11.2019, fand an der Franz-Oberthür-Schule ein Planspiel statt, bei dem die Schülerinnen und Schüler der Goldschmiedeklasse GS11 und der Uhrmacherklasse U11 gemeinsam die Rolle der EU-Außenminister einnehmen durften, um über das Thema „Europa und die Boatpeople“ zu debattieren.
Ausgetragen wurde das Planspiel von der Europäischen Akademie Bayern, vertreten durch den Diplom-Politikwissenschaftler Till Dechêne, der gleichzeitig die Rolle des Dozenten und in der späteren Debatte die des Sitzungsleiters einnahm.

Herr Dechêne

Zu Beginn der Veranstaltung wurde den Schülerinnen und Schülern zunächst das nötige Basiswissen zu den politischen Organen der Europäischen Union sowie den verschiedenen Entscheidungsfindungsprozessen durch den Referenten anschaulich vermittelt.
Anschließend folgte die Vergabe der Rollenprofile, wobei jede der zehn beteiligten Nationen jeweils durch zwei, beziehungsweise drei Schüler vertreten wurde. Nach einer kurzen Einführung in das Streitthema durch einen umfassenden Informationsfilm, fingen die Teilnehmer an, unter der Leitung des Sitzungspräsidenten sachlich, jedoch auch bestimmt, für die Meinung ihrer Rolle einzutreten. Bereits hier wurde einigen Schülerinnen und Schülern klar, wie schwierig es durch die einzelnen, teilweise doch sehr unterschiedlichen Forderungen werden würde, einen sinnvollen Kompromiss zu finden, wobei bei dieser Grundsatzentscheidung zu einer nachhaltigen, gemeinsamen Flüchtlingspolitik, erschwerend die Notwendigkeit einer einstimmigen Entscheidung hinzukam.
Letztendlich konnte dann aber doch nach circa zwei Stunden lebendiger Debatte, ein gemeinsamer Kompromiss gefunden werden, wobei man sich auf die Themen Entwicklungshilfe, Reduktion des Kohlenstoffdioxidausstoßes innerhalb Europas, Umverteilung der Flüchtlinge nach Möglichkeit der einzelnen Länder sowie Bekämpfung des Terrors einigte.

Vertreter von Frankreich

Nach der anschließenden Mittagspause wurde eine Sondersitzung einberufen, bei welcher die Schülerinnen und Schüler im Einzelentscheidungsverfahren in ihren Rollen als Landesvertreter über die Frage debattierten, wie man mit aktuell ankommenden Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen umgehen solle. Einig war sich jeder im Saal, dass keinesfalls der Tod von Menschen in Kauf genommen werden dürfe, jedoch stellte sich auch hier eine mögliche Kompromissfindung aufgrund der verschiedenen Einzelinteressen der Länder als sehr schwierig dar.
Nach einer lebhaften Debatte einigte man sich aber doch einstimmig mit einer Enthaltung auf eine grundsätzlich prozentuale Umverteilung der Schutzsuchenden auf die einzelnen Länder nach ihren Einwohnerzahlen, wenn auch mit Ausnahmen und Kompromissen, geeinigt.

Vertreter von Italien

Nach einer abschließenden Feedbackrunde endete das von den Teilnehmern als sehr positiv bewertete Planspiel.
Vielen wurde erst durch ihre Rolle die Komplexität der politischen Entscheidungsfindung und der Zwiespalt einiger Politiker zwischen ihrer persönlichen Meinung und der ihres Landes, welches sie vollumfänglich zu vertreten haben, bewusst. Auch wurde so von vielen Teilnehmern ein besseres Verständnis für manche politischen Entscheidungen hervorgebracht, sowie das Interesse an (Europa-) Politik im Allgemeinen geweckt.
Ein insgesamt in jeglicher Hinsicht sehr gelobter und gelungener Tag.

18.12.2019
Text: Johannes Imhof, U11
Bilder: Simone Aslanidis