Franz-Oberthür-Schule » Berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge

Berufsintegrationsklassen (BIK)

Die Bezeichnung „Berufsintegrationsklasse“ (BIK) ist ein Überbegriff für die eingerichteten schulischen Angebote für Seiteneinsteiger ohne oder nur mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen. Berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge sowie EU-Ausländer und Angehörige von Drittstaaten werden im Vollzeitunterricht auf eine Berufsausbildung bzw. eine Berufstätigkeit vorbereitet.

Die BIK 1-Klassen sind Vorklassen zum Berufsintegrationsjahr und dienen der intensiven sprachlichen Förderung. Im Anschluss daran sollen die Schüler die BIK 2-Klassen (Berufsintegrationsklassen) besuchen.

Die Bezeichnung „Deutschklasse an Berufsschulen“ (DKBS) ist ein Überbegriff für die eingerichteten vollschulischen Angebote für Berufsschulpflichtige, die während des Schuljahres nicht in reguläre Berufsintegrationsklassen (BIK) aufgenommen werden können und/oder einen Alphabetisierungsbedarf aufweisen. Sie dienen der Überbrückung der Zeit bis zum Beginn der Berufsintegrationsvorklassen bzw. Berufsintegrationsklassen und sind in der Regel bis zum Schuljahresende eingerichtet. Im Anschluss daran sollen die Schüler voraussichtlich eine BIK 1-Klasse (Berufsintegrations-Vorklasse) besuchen.

Aktuelles
Projekttag “BIK-Einblicke in den Berufsschulalltag”

Hauptziel ist die Vorbereitung der Schüler auf den deutschen Ausbildung- und Arbeitsmarkt, um eine optimale Integration in das gesellschaftliche Leben zu ermöglichen. Dabei soll die individuelle Förderung den Schülern den Weg öffnen, den sie nach ihren persönlichen Fähigkeiten und Interessen anstreben.

Erste Erfahrungen

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Bisher sind die Erfahrungen äußerst positiv. Die Schüler sind in der Regel sehr interessiert und bringen sich, trotz meist erheblicher Sprachprobleme, gut in den Unterricht ein. Hilfestellungen werden stets dankbar angenommen.

Allerdings ist zu betonen, dass nur durch das intensive, persönliche Engagement der beteiligten Lehrkräfte ein ordentlicher Unterrichtsbetrieb erfolgen kann. Dies beginnt schon mit der Organisation der Anfahrt, geht über die Verpflegung der Schüler weiter bis hin zur Beschaffung von Arbeitsbekleidung für die Werkstätten sowie medizinischer Betreuung, zum Beispiel bei Dialysepatienten.

Alles deutet darauf hin, dass das Projekt ein echter Erfolg wird und die Asylbewerber und Flüchtlinge eine reelle Chance bekommen, zeitnah und nachhaltig auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können; entweder hier in Deutschland oder aber auch in Zukunft in ihrem Heimatland.

Organisation des Unterrichts 

Die Lehrkräfte in den Berufsintegrationsklassen 2019/2020

An der Franz-Oberthür-Schule sind derzeit (April 2022) sieben Klassen für Geflüchtete eingerichtet: drei BIK1-Klassen, zwei BIK2-Klassen (eine davon wird als Quali-Klasse geführt) sowie zwei Deutsch-Klassen an Berufsschulen (DK-BS).  Ab Mai 2022 ist eine weitere Deutsch-Klasse an Berufsschulen geplant. Die Beschulung in den Berufsintegrations-Vorklassen (BIK1-Klassen) umfasst insgesamt 25 Unterrichtsstunden pro Woche und findet in den Räumlichkeiten der Franz-Oberthür-Schule statt. Die Berufsintegrationsklassen (BIK2-Klassen) werden zur Hälfte von der Franz-Oberthür-Schule in unseren Räumlichkeiten unterrichtet und in der übrigen Hälfte von einem Kooperationspartner betreut (derzeit HWK Service GmbH Würzburg). Die Deutschklassen Berufsschule DK-BS werden im Rahmen von 25 Unterrichtsstunden pro Woche von Lehrpersonal der Franz-Oberthür-Schule sowie des Kooperationspartners in unseren Räumlichkeiten beschult. Alle Klassen DK-BS (ab Mai 2022 drei Klassen) sind in der Vollzeitbeschulung. Der Unterricht folgt dem Lehrplan für die Berufsvorbereitung (Stand April 2021). Gegenstand des Unterrichts sind folgende sechs Lernbereiche:

  • Spracherwerb Deutsch (Basislehrplan Deutsch)
  • Berufliche Handlungsfähigkeit
  • Politik und Gesellschaft
  • Lebensgestaltung
  • Mathematik
  • Medienwelten
  • Religionslehre/Ethik

Der Erwerb der deutschen Sprache findet im Sinne eines handlungsorientierten Sprachunterrichts beziehungsweise sprachsensiblen Fachunterrichts im Kontext der anderen Lernbereiche statt und ist somit eine Querschnittsaufgabe des Unterrichts. Die Schülerinnen und Schüler, die noch nicht in lateinischer Schrift alphabetisiert sind, werden zunächst alphabetisiert. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Kompetenzen, die sie nicht nur handlungsfähig machen, sondern die auch zu ihrer Persönlichkeitsbildung beitragen. Sie werden befähigt, in ihrer neuen Lebenswelt zu agieren und mit kulturellen, religiösen, gesellschaftlichen, fachlichen und persönlichen Differenzen umzugehen und persönliche Ressourcen gewinnbringend einzubringen. Dies sichert ihre Teilhabe am beruflichen, gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen Leben in Deutschland. Das erklärte Ziel ist die Erlangung des Mittelschulabschlusses, mindestens mit dem Sprachniveau B1. Seit dem Schuljahr 2019/2020 wird das Sprachniveau durch ein DSDI Pro-Zertifikat nachgewiesen, das an der Franz-Oberthür-Schule erworben werden kann. Im laufenden Schuljahr bieten wir in Abstimmung mit dem Schulamt Würzburg und in Kooperation mit der Mönchbergschule Würzburg einer BIK2-Klasse als außergewöhnliche Qualifikation die Quali-Prüfung an.

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Modellprojekt „Perspektive Beruf für Asylbewerber und Flüchtlinge“

An 21 bayerischen Berufsschulen ist das Modellprojekt „Perspektive Beruf für Asylbewerber und Flüchtlinge“ eingerichtet worden. In einem vierjährigen Projektzeitraum steht die Entwicklung und Erprobung von wirksamen Konzepten und Instrumenten zur Unterrichtung und Förderung von jugendlichen Asylsuchenden und Flüchtlingen in allen Formen der Berufsintegrationsklassen zur optimalen Vorbereitung der Schüler/innen auf eine Berufsausbildung oder einen anderen anschließenden Ausbildungsweg im Fokus. Die Franz-Oberthür-Schule ist eine von zwei beteiligten Schulen aus Unterfranken.

Neuaufnahme von Bewerbern in die Berufsintegrationsklassen (BIK) und Deutschklassen BS zum Schuljahr 2021/2022 und 2022/2023

In Berufsintegrationsklassen können berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge sowie europäische und nichteuropäische Migranten mit Defiziten in der deutschen Sprache bis zum Alter von 21 Jahren, im begründeten Einzelfall auch bis zum Alter von 25 Jahren aufgenommen werden. Dies gilt für Bewerber mit Wohnort Stadt Würzburg und große Teile des Landkreises Würzburg (ohne schulischen Einzugsbereich Ochsenfurt). Die Franz-Oberthür-Schule ist als koordinierende Schule mit dem Aufnahmeverfahren der Bewerber für die BIK-Klassen und Deutschklassen BS (vormals SIK) in Würzburg (Stadt und große Teile des Landkreises Würzburg) beauftragt.

Generell sind Aufnahmen in die Berufsintegrationsklassen auch noch während des laufenden Schuljahrs 2021/2022 im Rahmen der aktuell vorhandenen Kapazitäten möglich. Hier bitten wir zunächst um Zusendung des Bewerbungsbogens BIK. Wir laden den Bewerber dann zu einem ersten Gespräch ein, prüfen den jeweiligen Einzelfall und sprechen daraufhin das weitere Verfahren mit dem Bewerber ab. Bewerber für das laufende Schuljahr 2021/2022 wenden sich bitte per E-Mail an bik@franz-oberthuer-schule.de oder per Telefon 0931-79530 an die Franz-Oberthür-Schule.

Bewerber für das neue Schuljahr 2022/2023 wenden sich bitte ebenfalls per E-Mail bik@franz-oberthuer-schule.de oder per Telefon 0931-79530 an die Franz-Oberthür-Schule. Die Bewerbungen werden zunächst gesichtet und registriert. Im Juli 2022 soll dann eine Entscheidung getroffen werden, wie die Berufsintegrationsklassen im Schuljahr 2022/2023 geführt werden können. Anschließend erfolgen Mitteilungen an die Bewerber, in denen das weitere Aufnahmeverfahren beschrieben wird.

Die Regierung von Unterfranken hat die Franz-Oberthür-Schule als koordinierende Schule mit dem Aufnahmeverfahren der Bewerber für die Berufsintegrationsklassen für gesamt Würzburg (Stadt und große Teile des Landkreises Würzburg) beauftragt. Dies gilt auch für den Fall, dass Berufsintegrationsklassen an anderen Würzburger Beruflichen Schulen eingerichtet werden. Aktuell betrifft dies die Klara-Oppenheimer-Schule, für die wir die Aufnahme der Schüler vornehmen.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Info-Flyer BIK

BIK-Aufnahmebogen

BIK-Flyer Ukrainisch

Sozialpädagogische Betreuung in den BIK-Klassen

Junge Geflüchtete benötigen im Schulalltag zumal besondere und engmaschigere Hilfestellungen, um die wiederkehrenden neuen Herausforderungen in einem fremden Land bewältigen zu können. Diese ähneln zwar in manchen Bereichen der Aufgabenstellung der gängigen Schulsozialarbeit, jedoch müssen die Schüler der Berufsintegrationsklassen auch oft altersuntypische und sehr viel komplexere Problematiken zusätzlich zum alltäglichem Schulbesuch bewältigen.

Das Erlernen der neuen Sprache, das Zurechtfinden in einer anderen Kultur, Sorgen bezüglich der vielleicht unsicheren Zukunft, Verarbeitung des Vergangenen und die ungewohnten Strukturen sowie massive Veränderungen im privaten Umfeld.

All das erzeugt eine Vielzahl von Spannungsfeldern, die sich auf den regulären Schulbesuch negativ auswirken können. Dies erfordert intensive und individuelle sozialpädagogische Unterstützung der Schüler, als auch Hand in Hand greifende pädagogische Zusammenarbeit mit den zuständigen Lehrkräften. Nur so können ein geordneter Ablauf des Unterrichts, des Schulalltags und das Erreichen der beruflichen Perspektive für die Schüler auch gewährleistet werden.

Die eingesetzten Sozialpädagogen an der Schule sowie der Kooperationspartner der BIK2 bieten Betreuung und Beratung zu Fragen und Problemen rund um Schule, die angestrebte Ausbildung und Beruf und sind Vertrauensperson bei akut belastenden Lebenssituationen der Schüler, die den geregelten Schulbesuch beeinträchtigen könnten. Möglich sind auch Gespräche bei mangelnden schulischen Leistungen und Motivation als auch Organisation von Lernförderung oder Nachhilfe, Intervention und Vermittlung bei Konflikten zwischen Schülern, als auch zwischen Schülern und Lehrkräften. Sie bieten aufsuchende pädagogische Gespräche zur Erarbeitung von individuellen Bewältigungsstrategien bei Konflikten oder Krisen und stellen Kontakt zu den zuständigen Beratungsstellen her. Auch werden schulinterne Projekte organisiert und durchgeführt wie z.B. das Bergwaldprojekt oder regelmäßig stattfindende Workshops und Gesprächsgruppen in Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachdiensten.

Natürlich ist die Betreuung der Schüler nur im begrenztem schulischem Umfang möglich und kann nicht alle anfallenden Problematiken von beispielsweise zum Teil auch traumatisierten Schülern auffangen. Dennoch wird versucht Hilfestellung zu bieten, wo dies möglich ist. In diesen Fällen wird an die zuständigen Beratungsstellen verwiesen oder falls erforderlich auch der Kontakt zu diesen hergestellt, um so die externe Unterstützung für den Schüler sicherzustellen.