„Disco-Fever“ in der Franz-Oberthür-Schule

Stille!

Stille kann beeindruckend sein. 500 reglos zuhörende Jugendliche und junge Erwachsene sind mehr als beeindruckend.

Die Rettungsübung auf dem Pausenhof

Bei einer Veranstaltung mit dem Namen „Disco-Fieber“ denkt man an alles, nur nicht an vollkommene Betroffenheit und gebannte Aufmerksamkeit!

Der Film zum Einstieg wirkt noch arg gekünstelt. „Jaja, habs ja kapiert! Alkohol am Steuer ist doof und Handys haben beim Autofahren nichts verloren. 100 mal gehört – 100 mal abgenickt!“ So denkt sicher der ein oder andere Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung.

Das Disco-Fieber Team Würzburg
Die Schüler verfolgen interessiert das Geschehen.

Doch dann tritt Simeon Wohlleber ans Mikrofon. Er schildert nichts Anderes als einen möglicherweise ganz normalen Tag im Leben eines Rettungssanitäters. Doch nichts an einem solchen Tag ist „ganz normal“. Die Perspektive beginnt sich zu drehen. Notruf…Blaulichtgeflacker an den Häuserwänden…Höchste Konzentration und mit Vollgas durch die Nacht.  Und nebenbei die Gewissheit wieder auf etwas Furchtbares zuzusteuern. Dann reine Professionalität am Unfallort: Retten was zu retten ist, sein Bestes geben für Andere. Doch dann kommt der Moment nach dem Einsatz. Das Bewusstsein, dass es nicht für alle gereicht hat. Wie will man so ins Bett gehen?

Der Applaus am Ende des Vortrages wirkt befreiend.

Berufsfeuerwehrmann Jürgen Wittmann und der ehemalige Autobahnpolizist Wolfgang Hartmann schlagen schonungslos in dieselbe Kerbe. Was diese Menschen in Ihrem beruflichen Alltag erleben ist schon als Zuhörer schwer zu ertragen. Es drängt sich immer mehr ins Bewusstsein was sich in Wirklichkeit hinter einer Zeitungsmeldung wie „Nächtlicher Verkehrsunfall auf der B13“ verbirgt. Es geht nicht um die Bewunderung von Menschen, die Alles geben um anderen zu helfen. Es geht mehr um die Frage: „Wie schafft man es, mit dem Erlebten klarzukommen und z. B. einfach nur der ganz normale Papa zu sein, der gerade von der Arbeit kommt?“

Ulrich Wagenhäuser, Notfallseelsorger und Diakon schildert im Anschluss sein schlimmstes Weihnachten. Die schier unlösbare Aufgabe am Weihnachtsabend einen Vater vom Tod seiner Kinder zu unterrichten trifft den Zuhörer im tiefsten Inneren.

Es tut nun tatsächlich gut, dass Wolfgang Drexler, Anwalt für Verkehrsrecht noch relativ nüchtern über die rein rechtlichen Konsequenzen für alle Beteiligten eines Verkehrsunfalls referiert. Es geht natürlich auch ums Geld und vor allem um juristische Konsequenzen bei schuldhaftem Fehlverhalten in Verkehrsdingen.

Die Frage nach der moralischen Schuld und wie ein Verursacher eines tödlichen Autounfalls mit ihr leben kann bleibt unangetastet. Und hier liegt auch die Stärke von „Disco-Fieber“. Die Antwort muss jeder Teilnehmer mit sich selbst ausmachen, und wenn nur ein einziger Teilnehmer (Schüler und Lehrer!) sein Verhalten hinterfragt und vielleicht auf das sprichwörtliche „eine Bier“ verzichtet, hat die Veranstaltung alles erreicht, was zu erreichen war! Es geht nicht um konkrete Zahlen, Statistiken, den erhobenen Zeigefinger, Verbote und das madigmachen jeder Party. Es geht vielmehr um bewusstes Handeln, Empathie und Rückgrat. Gerade dann, wenn der Spaß am größten ist!

Nicht zu vergessen ist natürlich auch die beeindruckende Rettungsübung der Berufsfeuerwehr Würzburg im Pausenhof. Es tut gut zu wissen, wie professionell, schnell und präzise die Rettungskräfte arbeiten.

Vielen Dank allen Helfern, die diese Veranstaltung ermöglichten.

(Text: Bernd und Margit Maier)